Feelgood Management – eine Modeerscheinung?

29. Oktober 2021

Feelgood Manager, lese ich, sind dafür verantwortlich, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser wahrgenommen werden, besonders die der neuen. Die trauen sich nämlich nicht Veränderungen vorzuschlagen, weil sie sonst zusammengeputzt werden oder ein österreichisches: „Des homma imma so g’mocht“ zu hören bekommen. Feelgood-Management, so lese ich, sorgt für eine authentisch-empathische Unternehmenskultur. Sie ist selbstverständlich nur dann erfolgreich, wenn die Unternehmensleitung dahinter steht. Aha.

Neue Managementmoden sind meist alte Erkenntnisse im neuen Gewand. Es gibt sie, weil oft lange bestehende Defizite mit den vorhandenen Instrumenten (und wahrscheinlicher Personen) nicht behoben wurden. Es ist allemal einfacher, ein altes Problem in einem erfolgsversprechenden „neuen“ Management-Modell zu verpacken. Und dieses Mal geht’s wieder um das Personal. Wir tun uns schwer mit den Generationen X, Y, Z und dem angeblich so anderen Arbeitsethos bzw. Zugang zur Life-Work-Balance. Wir haben ein Problem am Arbeitsmarkt, Fachkräftemangel gibt es in vielen Branchen, daher  müssen Feelgood Manager her. Sie sind empathisch, erfragen mit ganz neuen Methoden die Bedürfnisse, verhindern Konflikte und führen kreative Stressbewältigung ein. Weil die Einführung von Feelgood-Management eine große Aufgabe ist, beauftragt man Beratungsunternehmen. Die Wichtigkeit dieser Maßnahmen wird dadurch unterstrichen. Der Vorstand ist zufrieden. Die Personalabteilung auch, es wird ein Arbeitsplatz geschaffen oder zumindest eine Stelle aufgewertet. Der Betriebsrat ist vorsichtig-skeptisch.

Keiner stellt sich die Fragen: „Was wurde eigentlich aus dem ‚Management-by-walking-around‘ aus den 70ern? Was wurde aus den vielen Instrumenten des ‚Human-Resource-Managements‘ der 90er, den Personalmarketing der 2000er, den Mentoringprogrammen, dem Talente-Pool, den Glücksbeauftragten und dem betrieblichen Gesundheitsförderungsprogramm?

Dabei ging es u.a. um die erfolgreiche Integration von neuen MitarbeiterInnen. Ziel war die nachhaltige Bindung und die Motivation der Menschen. Es wurde die Wichtigkeit der psychischen Gesundheit für die Produktivität erkannt. Viele Methoden wurden entwickelt, um die richtigen Leute für die richtige Aufgabe einzusetzen. Der Erfolgsfaktor soft skills setzte zum Siegeszug an. Entweder wurden all diese Konzepte erfolgreich umgesetzt und Feelgood-Management ist eine Weiterentwicklung, oder diese Konzepte haben nicht die Ursache des Problems behandelt und es braucht jetzt einen neuen Fokus, einen Neustart unter neuer Marke. Es kann aber auch sein, dass zu wenig Leader in den Unternehmensführungen sind, und Feelgood Manager sind das empathische Feigenblatt.

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