Keine Angst, es geht hier nicht um „Frauen sind arm, Männer sind gemein“. Es geht um die interessante Frage, warum wir immer wieder auf Menschen reinfallen, die mit viel Charisma und talmi-glänzender Rhetorik, ganze Volkswirtschaften zugrunde richten und Unternehmen zerstören. Sie wollen Namen? Trump, Bolsinaro, Marsalek, Madoff… Okay, okay, Sie haben recht, lauter Männer. Tomas Chamorro-Premuzic ist auch einer, ein Organisationspsychologe, der einen interessanten TED talk gehalten hat Why do so many incompetent men become leaders? Die paar Minuten sind humorvoll und erhellend – sehr zu empfehlen.

Im Kern geht es darum, dass wir eine Wahrnehmungsverzerrung haben. Die sorgt dafür, dass wir selbstsicheres Auftreten mit Kompetenz verwechseln. Für Selbstsicherheit reicht der Glaube an sich selbst. Ein hoher IQ, eigene Leistungen oder Herzensbildung sind nicht erforderlich – siehe obige Beispiele. Der Glaube an die eigene Großartigkeit verleiht offenbar eine Aura, der das Publikum – wir – nicht widerstehen kann. Aber Selbstsicherheit alleine reicht nicht aus, es braucht noch Charisma und Rhetorik. Diese Melange finden wir anziehend. Warum? Weil sie nicht fad ist. Polternde Anwürfe, Zurschaustellung der Statussymbole, freches Einfordern von Unterwürfigkeit ist interessant zu beobachten und gibt unserem Leben Würze. Und offenbar bewundern wir die, die sich das trauen. Wir schreiben einem derartigen Verhalten Stärke und Durchsetzungsvermögen zu. Hingegen finden wir uneitle Menschen uninteressant, ebenso jene die integer und loyal sind. Die stellen sich ja auch nicht hin und demütigen andere, pfeifen auf Höflichkeitsregeln und polemisieren.

Zusammengefasst, gute Leader sollten kompetent, unprätentiös und integer sein. Eigenschaften die wir langweilig finden und nicht bewundernswert. Also haben wir mehr Leaders die selbstsicher, charismatisch und narzisstisch sind. Die Antwort auf die Frage, warum das meist Männer sind überlasse ich – für heute – Herrn Chamorro-Premuzic.